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Tomaten zum Frühstück

Vorwort: Der Titel ist viel älter als der Artikel. Ich saß bei Asia und Kuba in Breslau am Frühstückstisch, als Kuba der Zeitung entnahm, dass die Deutsche Welle zusammen mit einer polnischen Tageszeitung einen Aufsatzwettbewerb für junge Polen ausgeschrieben hatte. Thema: "Deutschland". "Sollte ich", sagte ich zwischen Käse und Gemüse "jemals einen Artikel über Polen schreiben, wird er den Titel ‚Tomaten zum Frühstück' tragen" und bat zur Erheiterung meiner Gastgeber um das Honigglas, das ich am Ende der Fensterbank erspäht hatte.

Wenn ich ehrlich bin, scheint mir der Weg ins Schneegebirge weniger wie eine Reise in ein anders Land als eine Reise in eine andere Zeit. Den nächtlichen Bahnhof von Zabkowice hätte ich locker in die 50er Jahre gelegt. Bei Tageslicht weiß ich jedoch sehr wohl um Satellitenfernsehen und Internetanschluss in den Häusern die ich passiere. Und doch ist es eine Reise in die Vergangenheit in dem Sinne, dass ich vieles wiederfinde, was mir meine Eltern von Kindheit an mitgegeben haben, die Freude am Singen, am Wandern, die Verwurzelung in der katholischen Kirche. So ist die Reise ins Schneegebirge für mich weniger eine Reise in ein anderes Land, sondern eine Reise zu gleichgesinnten Menschen.

Manchmal überraschen, beeindrucken mich diese Menschen und ich stelle heimlich Theorien über landestypische Mentalitäten auf. Woher kommt die Fähigkeit, sich auch in großen Gruppen schnell abzustimmen, ausgeprägt gemeinschaftlich zu handeln, wie ich es unter polnischen Studierenden immer wieder erlebt habe? Vom jahrelangen Training in den 3-Bett-Zimmern der Wohnheime? Woher die Fähigkeit zu Spontanfeten, bei denen selbst männliche Jugendliche (Männer! Pubertät!) das Tanzbein schwingen; rauschende Feten, obwohl der Alkohol nur in homöopathischen Dosen genossen wird? Ich glaube, es liegt einfach an der Selektion. Menschen die ich zwischen Bremen und München schätzen gelernt habe, sind schlichtweg vom selben Schlag. Freunde.

Natürlich habe ich auch viel Neues gelernt. Vor allem in der Küche: was Aroniabeeren sind und dass auch Ziegenmilch im Schwarztee gut schmeckt. Dass die erste warme Mahlzeit des Tages Mittagessen heißt, auch wenn wir nach einer langen Wanderung erst um 17 Uhr zu kochen anfangen. Und dass bei einem richtigen Frühstück Tomaten auf das Käsebrot gehören.

Eva
 
 
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